Mädchens Körperflüssigkeiten
Mädchens Körperflüssigkeiten

Mädchens Körperflüssigkeiten

Man merkt schon: Casting-Shows üben eine eklige Faszination auf mich aus. Darunter vor allem jene, die auf ihren Doku-Soap-Charakter Wert legen; die mir also etwas erzählen wollen – wie etwa Popstars oder Germany´s Next Topmodel –, anstatt nur Show zu machen wie X-Factor, DSDS und ähnliches. Letzteres mag für manchen eine unterhaltsame Nummernrevue darstellen – mich aber interessiert die Semantik dieser Sendungen. Von Popstars kenne ich die drei Staffeln relativ gut, die fünfte, die siebte, die achte und die aktuelle neunte. Was mir auffällt: Jedes Jahr wird es langweiliger – obwohl oder eben weil die Macher sich so verkrampft um Konflikte bemühen. Denn die gibt es eigentlich kaum mehr: Die Mädchen, die sich heute bei Popstars bewerben, kennen dieses Format vermutlich in- und auswendig – und wissen also, wie man sich zu benehmen hat. Man könnte auch sagen: Sie haben ihre Lektion schon vorher gelernt. Und nun, da es an echter Dramatik offensichtlich fehlt, zeigt uns Pro Sieben endlich, was der Sender selbst darunter versteht. Und Pro Sieben versteht darunter vor allem: Gekreische, wenn ‚echte‘ Musiker vorbeikommen (deren Namen ich meistens noch nie gehört habe: So werden die Teilnehmerinnen als PR-Häschen missbraucht). Und mehr als gekreischt wird geheult. Und zwar wahnsinnig viel, wie uns die Regie und der Schnitt der Sendung weismachen wollen.

Rotz und Wasser: Das sind die weiblichen Körperflüssigkeiten, die im Fernsehen gar nicht genug fließen können. Von den anderen, die es da auch noch gibt, wollen wir aber bitte bloß nichts sehen: Die würden ja all diese Mädchen als Frauen kennzeichnen – als erwachsene Menschen also, und das wäre schließlich sowas von unsexy. Deshalb funktionieren die gemischt-geschlechtlichen Bands auch immer schlechter als die rein weiblichen: Bei Popstars werden keine Musiker gecastet, sondern W****vorlagen. Doch dazu taugen erwachsene Frauen nunmal schlecht, minderjährige Mädchen dagegen umso besser. (Und daraus macht man auch gar keinen Hehl: Jurorin Marta Jandová verlangt kindliche Erotik, so ganz ohne Hirn, auch gerne explizit, wenn es denn sein muss.) Das ist es also, was Pro Sieben in diesem Jahr erzählt.

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