Männer für Mauser
Männer für Mauser

Männer für Mauser

Ich weiß nicht, wie viele Leserbriefe zur Berichterstattung über den Prozess gegen den ehemaligen Rektor der Münchner Musikhochschule wegen sexueller Nötigung bei der Süddeutschen Zeitung eingegangen sind und ob darunter auch welche waren, die sich für die Klägerinnen ausgesprochen haben. Publiziert hat sie SZ jedenfalls nur solche, die das Urteil für ein Unding halten – die entsprechende Überschrift gab es gratis dazu: „Münchens Kulturwelt ist entsetzt“. Die Auswahl der Briefe mag auch populistischen Kriterien gehorcht haben, denn unter den Schreibern finden sich drei prominente Namen, und derjenige mit den meisten akademischen Titeln erhielt denn auch die farbliche Hervorhebung.

SZ_MauserMichael Krüger, Hans Magnus Enzensberger und Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Borchmeyer sprechen sich also entschieden für Siegfried Mauser und gegen die Rechtmäßigkeit des Urteils aus – obwohl sie, das unterstelle ich hier mal, dem Prozess nicht beigewohnt haben und die Aussagen der Nebenklägerinnen also höchstens aus der Zeitung kennen.

Über das „Frauenproblem“ der Bayerischen Akademie der Schönen Künste – dessen Präsident Borchmeyer einmal war und Krüger aktuell ist – habe ich mich bereits an anderer Stelle geäußert, daher hier nur kurz zusammengefasst (und ohne manche kolportierten Äußerungen der beiden Herren über die Weiblichkeit weiterzuplappern): Sowohl Programm als auch die Zusammensetzung der Mitglieder der Akademie lässt darauf schließen, dass Frauen vielleicht Objekt der Schönen Künste sein können, aber lieber nicht deren Subjekt. Dass Borchmeyer dementsprechend die patriarchalen Machtstrukturen in universitären Einrichtungen abstreitet und damit gleich im selben Atemzug die Aussage der Frau in Zweifel zieht, überrascht mich deshalb wenig.

Doch dass eine Professorin sich erst fast sieben Jahre nach der angeblichen sexuellen Nötigung zur Anzeige entschließt, um sich als ,Untergebene‘ des Rektors keine beruflichen Nachteile einzuhandeln – also erst auf sein Ausscheiden aus dem Amt warten musste -, leuchtet mir ganz und gar nicht ein.

Nun kenne ich weder den Angeklagten noch die beiden Nebenklägerinnen, deshalb kann ich nicht einschätzen, ob sich da tatsächlich jemand gegen Mauser verschworen hat. Natürlich kann es sein, dass jemand Rache üben wollte. Hans Magnus Enzensberger allerdings hegt da keinerlei Zweifel, schließlich weiß er bestens Bescheid über das typisch weibliche Verhalten:

Damen, deren Avancen zurückgewiesen werden, gleichen tückischen Tellerminen. Ihre Rachsucht sollte man nie unterschätzen. Sie wissen sich der überforderten Justiz virtuos zu bedienen.

Wie schrieb der Focus noch so schön? Genau:

Jeder zweite Frauenmord wird vom Partner verübt.

Welch hübsche Metapher Enzensberger dafür wohl fände? Und wie entsetzt ist eigentlich Münchens Frauenwelt? Ach, stimmt, darum geht es hier ja gar nicht.

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