Es nervt.
Es nervt.

Es nervt.

Es gab wohl mal eine Zeit, da interessierte man sich für Werbung, da sie die wichtigsten Details eines Produkts vermittelte und einen also befähigte, eine Entscheidung auf rationaler Grundlage zu treffen. Seit aber mehr Produkte als Käufer vorhanden sind, hat Werbung mit sachlicher Information nur noch sehr selten etwas zu tun. Im Gegenteil beschränkt sie sich allererst darauf, den Kunden auszutricksen: Ich klicke auf einen Link – und ein PopUp erscheint. Ich melde mich zu Facebook an – und eine Freundin empfiehlt ohne ihr Wissen eine Fanpage. Ich gucke eine Fernsehsendung – und die begründet sich allein in der Vermarktung von Produkten. Ich mache meine Mails auf – und werde hier zur Optimierung meiner Website (ohne dass ich mich je für diesen angeblichen Newsletter angemeldet hätte), da zum Linktausch aufgefordert.

Längst fühle ich mich in unzumutbarer Weise belästigt, und das ist eigentlich verboten, siehe z.B. § 7 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb („Unzumutbare Belästigungen“), der besagt:
(1) Eine geschäftliche Handlung, durch die ein Marktteilnehmer in unzumutbarer Weise belästigt wird, ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für Werbung, obwohl erkennbar ist, dass der angesprochene Marktteilnehmer diese Werbung nicht wünscht.

Und dass ich diese Werbung nicht wünsche, ist ja unzweifelhaft erkennbar, wenn ich auf einen redaktionellen Link klicke, eine (zumindest offiziell) redaktionell gestaltete Fernsehsendung einschalte, meine E-Mail-Adresse abrufe (die ich einer Firma namens website.de niemals übermittelt habe). Nur interessiert das die Werbetreibenden herzlich wenig, meine Rechte als Kunde sind ihnen schlichtweg piepegal. Wie verzweifelt die Marktwirtschaft ist, da sie zu derartigen Übertölpelungen greifen muss, kann man sich ausrechnen.

Ich nehme an, die meisten sind wie ich nurmehr genervt und klicken das Zeug so schnell wie möglich weg bzw. löschen solche Mails umgehend. Was natürlich nichts hilft, denn je weniger eine einzelne Werbung bringt, desto (vermeintlich) perfidere Methoden müssen sich die Unternehmen ausdenken, um ihre Botschaft an Mann und Frau zu bringen. Und da kommen sie dann vermutlich doch nie an, denn ich bin der Überzeugung, dass das Übermorgen, in dem von diesem Video des Elektrischen Reporters Mario Sixtus die Rede ist, schon fast Heute ist:

3 Kommentare

  1. Die Beobachtung ist natürlich korrekt. Es gibt dazu in der Philosophie schon seit längerer Zeit eine Debatte um die Ästhetisierung der Wirklichkeit – in dem Falle medientheoretisch. Vergleicht man die Werbung aus den 50ern, mit derer die man heute kennt, fällt eines besonders aus: Während es damals um die Materialität und Funktionalität der Produkte ging und diese beworben wurden (Beispiel: Der Schal ist warm, weil er aus dicker Wolle besteht), so gibt es heute eine starke Entmaterialisierung bzw. bereits eine extreme Ästhetisierung (Beispiel: Der Schal ist GEIL). Die argumentative Grundstruktur der Werbung ist also nahezu gänzlich weggefallen – an ihre Stelle tritt Konfrontation. Diese trägt gar pornographische Züge. Das hat zum einen, wie gesagt wurde, mit der Überschreitung des Produktionsverhältnisses zu tun, als auch mit der Stagnation vieler oder fast aller Produkte. Eine Zahnbürste beispielsweise ist seit 100 Jahren genau gleich, sie verändert sich nur marginal: Deshalb muss die fehlende Funktionsentwicklung durch Ästhetische Kommunikation ersetzt werden. Die Ästhetische Kommunikation hat also die argumentative Kommunikation ersetzt, da der Kapitalismus eine fehlende Fortentwicklung und Produktionssteigerung nicht zulässt.

    1. katrin

      Ich weiß schon, dass das man das verhindern kann. Mir geht´s ja mehr darum, dass Unternehmen ihre ganze Kraft darein stecken, die Kunden zu übertölpeln (statt in die Entwicklung einfach guter Produkte), obwohl diese Kunden doch angeblich die “Könige” der Marktwirtschaft darstellen und also hofiert oder wenigstens gut behandelt werden sollten.
      Mich stören weniger die Spams als vielmehr diese sog. “Angebote” von Firmen oder Blogs, die mir versprechen, meine Prominenz zu steigern, indem man die User per SEO oder Linktausch hinters Licht führt.
      Ich brauche in meinen Blogs schließlich keine Klicks (das bringt mir nix, wie man an der fehlenden Werbung unschwer erkennen kann), sondern User, die sich für das interessieren, worüber ich schreibe.

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