Es besteht wohl kein Zweifel daran, dass Gerhard Gribkowsky meinte, die 50 Millionen seien ihm zurecht gezahlt worden bzw. stünden ihm zu – sonst wäre er vermutlich nicht gar so forsch zur Staatsanwaltschaft marschiert, um sich über die Journalisten der Süddeutschen Zeitung zu beschweren, die mehr über dieses Geld wissen wollten; eben weil sie ahnten, dass es in dieser Angelegenheit nicht mit rechten Dingen zuging.
Just daran musste ich eben denken, als ich mir die erste Folge der neuen Staffel von „Doctor´s Diary“ ansehen wollte. Es scheint nämlich so: RTL fühlt sich offenbar völlig im Recht, wenn es sein Programm nurmehr als potentielle Werbeplattform begreift. Ich fand das schon bei „Hapes zauberhafte Weihnachten“ so unglaublich demütigend für den Moderator, dass er einer Frau aus dem Publikum binnen weniger Minuten ihre ihr bis dahin unbekannte Mutter vorstellen musste, nur damit Julia Leischik mit ihrer neuen Show „Verzeih mir“ (und natürlich ihrer Sendung „Vermisst“) ins rechte Licht gerückt werden konnte. Als Kerkeling Leischik mit den (absolut nicht ironisch gemeinten!) Worten „Du tust weiter Gutes für Menschen, Julia“ verabschiedete, hätte ich am liebsten heulen mögen, weil klarer nicht hätte zu sehen sein können, dass aus dem einstigen Medien-Auf-die-Schnippe-Nehmer ein braver RTL-Arbeitnehmer geworden war. Der sich nicht einmal zu blöd war, vor jeder Werbepause anzukündigen, dass „gleich“ die Band Take That auftrete (was sie freilich erst am Ende tat) – als wäre er selbst nur das Füllsel zwischen den Werbepausen; als wäre nicht er das Argument, weshalb man diese Show ansehen sollte, sondern eine wiedervereinigte Boyband.
Jedenfalls: Bei „Doctor´s Diary“ dauert es exakt 16 Sekunden – und schon ist RTL respektive RTL-Nachrichtensprecher Wolfram Kons im Bild. RTL muss offensichtlich fürchterliche Angst vor einem Quotenverlust haben, sonst würde man wohl nicht auch noch die eigenen Sendungen mit Eigenwerbung zupflastern. „Zupflastern“ mag etwas krass klingen, und ich habe auch nicht weiter zugesehen, weshalb ich über den Rest nichts sagen kann, aber dennoch finde ich es den passenden Begriff, wenn man der Serie nicht einmal ein paar Minuten Zeit lässt, um selbst etwas zu erzählen, sondern erst einmal das Beinchen hebt, um sein Revier zu markieren. Mir war dann auch egal, was dem noch folgte, ich habe abgeschaltet. Denn den Pipiduft wurde „Doctor´s Diary“ in meiner Nase leider nicht mehr los.