Ein Sortiment ist ein Sortiment ist ein Sortiment
Ein Sortiment ist ein Sortiment ist ein Sortiment

Ein Sortiment ist ein Sortiment ist ein Sortiment

Gratulationen erhalten Buchhändler üblicherweise eher selten. Doch seit dem ersten Dezember-Wochenende wollen die Kunden der Buchhandlung Lehmkuhl immer wieder ihre Glückwünsche loswerden. Weil sie alle einen Fernsehbeitrag gesehen (oder wenigstens davon gehört) haben, in dem der Lehmkuhl-Buchhändler Marc Schürhoff erklärt, dass und warum man das Buch „Vorerst gescheitert“ des ehemaligen Wirtschaftsministers (2009-2009) und ehemaligen Verteidigungsministers (2009-2011) und ehemaligen Doktortitelträgers (2007-2011) Karl-Theodor zu Guttenberg nicht vorrätig habe: „Ich habe die Auslassungen in der ZEIT gelesen und finde dieses Buch außerordentlich peinlich. Wir haben einfach für uns im Laden gedacht: Das müssen wir nicht verkaufen. Wir haben auch Dieter Bohlen nicht verkauft.“

Die Aufregung, die darauf folgte, war überraschend groß. Selbst dem Branchenverbandsblättchen Börsenblatt war die Sache eine Meldung wert, und sogar die Süddeutsche Zeitung entblödete sich nicht, in einem Interview die völlig hirnrissige Frage zu stellen, ob es nicht „anmaßend“ sei, „dem Leser vorschreiben zu wollen, was er kaufen soll“. Zum Glück blieb Schürhoff cool und professionell: „Nein. Die Autobiographie von Dieter Bohlen hatten wir auch nicht im Angebot, weil sie uns zu blöd war. Es ist alltägliche buchhändlerische Arbeit, ein gutes Sortiment zusammenzustellen – empfehlenswerte Bücher, die uns wichtig erscheinen, bewegen und Relevanz haben.“

Und damit hat er völlig recht: Es gibt nicht Normaleres und Unerlässlicheres für einen Buchhändler als die Zusammenstellung eines Sortiments, das er seinen Kunden mit bestem Wissen und Gewissen anbietet und empfiehlt. Eben daher rührt schließlich der Begriff „Sortimentsbuchhandlung“. Dass man dafür Gratulationen erntet, ist mithin verwunderlich, sorgt aber wenigstens für die nötige Aufmerksamkeit, die der Sortimentsbuchhandel gut gebrauchen kann angesichts der großen Ketten und der Onlineshops, die die Oberhand zu gewinnen drohen, obwohl sie ihre Auswahl gerade nicht nach qualitativen Kriterien unternehmen, sondern ihre besten Plätze schlicht und einfach an den Meistbietenden vermieten. Und nur so werden kleine und mittelständische Unternehmen den durch Ebooks oder andere mediale Aufmerksamkeiten verursachten Wandel auch überstehen können: Indem sie ihre Aufgabe als Sortimentsbuchhandlungen beim Wort und ihre Kunden, die sich auf der Suche nach guter Literatur befinden, ernst nehmen.

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