Die Lücke, die der Teufel lässt
Die Lücke, die der Teufel lässt

Die Lücke, die der Teufel lässt

Die Seite Drei der Süddeutschen Zeitung widmet sich heute, unter der hübschen Überschrift „Schon komisch“, dem Humor. Das hat mich erst einmal gefreut, weil ich darüber vor kurzem ebenfalls nachgedacht habe und doch nicht richtig zu Potte kam, weil mich die meiner Meinung nach ziemlich bösartige Dummheit der neuen Show von Kurt Krömer richtiggehend sprachlos gemacht hat. Und weil ich zudem gerade die Ehre hatte, ein paar Kapitel des Tatort-Buchs des höchstmöglich geschätzten Kollegen Matthias Dell vorab lesen zu dürfen, der eben genau über diesen seltsamen, angeblich „politisch inkorrekten“ Humor nachdenkt (wobei ich nicht mit all seinen Argumenten d´accord gehe). Zudem stammt der SZ-Text von Hilmar Klute, dessen Polemik gegen Urban Priol ich mit viel Genuss und „Ja, genau!“-Ausrufen gelesen habe.

Klute beginnt mit der deutschen Liebe für Loriot und begibt sich dann nach Amberg, wo der Autor Eckhard Henscheid lebt. Klute erwähnt dessen Wirken für die Zeitschriften Pardon und Titanic, dessen „entlarvend komische“ Helmut-Kohl-Biografie, dessen „rumpelnde Kritik“ des Schriftstellers Heinrich Böll – womit die Stoßrichtung „politische Inkorrektheit“ klar wäre – und fährt dann fort:

und wegen einer Polemik gegen Angela Merkel bekam er vor ein paar Jahren den Zorn von Münchner Kulturamtsträgern zu spüren, die ihm zuvor den Jean-Paul-Preis zuerkannt hatten, im Angesicht der „publizistischen Scharmützel“ des Preisträgers aber die Teilnahme am Festakt verweigerten.

Und da fehlt dann doch ein entscheidendes Detail und stimmen mehrere Dinge nicht, sodass die ganze Aussage irgendwie verkehrt wird. Denn jenseits der Tatsache, dass der Jean-Paul-Preis kein Münchner Preis ist (wie man angesichts dieser Passage vielleicht denken könnte), sondern vom Bayerischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst [disclosure: das maßgeblich das Literaturportal Bayern finanziert, für das ich tätig bin] verliehen wird, saßen in der Jury auch keine „Münchner Kulturamtsträger“, und ein Teil dieser Nicht-Münchner-Kulturamtsträger blieb der Preisverleihung auch nicht wegen Henscheids Polemik gegen Angela Merkel fern, sondern weil diese Polemik in der – upps – Jungen Freiheit erschienen war. Just in dem Blatt also, das seit Jahr und Tag damit beschäftigt ist, menschenwürdiges Sozialverhalten als Diktatur der „politischen Korrektheit“ vorzustellen, um sich dagegen mit der großen Geste des Meinungsfreiheitskämpfers zur Wehr zu setzen. Henscheid hat sich damit gemein gemacht – was ich Hilmar Klute natürlich keinesfalls vorwerfen würde. Ich fände es auch grundsätzlich gar nicht falsch, sondern ein interessantes Konzept, die Junge Freiheit einfach zu ignorieren und nicht mehr zu erwähnen. Wenn dabei allerdings falsche Aussagen herauskommen, scheint diese Methode sich wohl doch als falscher Ansatz zu entpuppen. Denn manche Lücken sprechen nunmal eine deutlichere Sprache als jede Ausdrücklichkeit.

Lesetipp: „Schießen Sie nicht auf den Pappkameraden“ von Matthias Dell und Marc Fabian Erdl

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