Die Covid-19-Pandemie hat viele Dinge merklich erschwert, die früher leicht von der Hand gingen und einfach unmerklich nebenbei passierten. Zum Beispiel: Kolleginnen und Kollegen kennenlernen. In digitalen oder hybriden Arbeitsumgebungen finden diese Vernetzungen kaum mehr zufällig statt, sondern müssen organisiert werden. Das macht mehr Arbeit, birgt aber gerade deshalb auch eine Reihe von Chancen. Fünf Ideen:
1. Speeddating
Von unserer Diversity-Beraterin Handan Kaymak haben wir in der Münchner Stadtbibliothek gelernt: erstmal das Gegenüber reden lassen und zuhören. Ihr Konzept von Zweiergruppen, in denen jede/r fünf Minuten spricht, ohne dass das Gegenüber sich irgendwie dazu äußert, lässt sich wunderbar als Speeddating umsetzen: Man lade alle Kolleg*innen, die Lust auf einen informellen Austausch habe, zu einer Videokonferenz und verteile sie auf Teilgruppen (aka Breakout-Sessions) à zwei Personen. Die Aufgabe: Eine/r spricht fünf Minuten zu einem Thema, ohne unterbrochen zu werden, und anschließend ist der/die Andere dran. Das Schöne an diesem Format: Es ist ganz vielfältig einsetzbar. Man kann den Dialogen eine Frage mitgeben – Woran arbeitest du gerade? Was beschäftigt dich gerade am meisten? u.ä. – oder neue Kolleg*innen vorstellen oder auch gar kein Thema vorgeben.
2. Staffellauf
Auch diese Idee stammt von Handan Kaymak, wenn ich mich recht erinnere: Damit alle Teilnehmenden einer Runde sich zu einer Frage äußern, gibt der/die Redende das Wort selbständig an den/die Nächste/n ab. Ich kann mir das auch jenseits von Live-Terminen vorstellen. Zum Beispiel als Newsletter-Format: In jedem Newsletter wird ein/e Mitarbeitende/r des Unternehmens vorgestellt – anhand einer Frage oder eines Fragenkatalogs, des Grundschulzeugnisses, eines Kinderfotos etc. -, und der/die Befragte entscheidet am Ende, wer als Nächste/r dran ist, vorgestellt zu werden. Möglich wäre sogar, dass jede/r noch eine eigene Frage an die/den nächste/n Befragte/n formulieren darf oder erklären muss, warum er/sie gerade diese/n Mitarbeitende/n ausgesucht hat. À la: von XY wollte ich schon immer mal wissen, wie …
3. Pubquiz
Mit einem digitalen Pubquiz – ein How-To folgt hier im Blog demnächst – haben wir in der Münchner Stadtbibliothek den Jahresabschluss 2021 mit unseren Führungskräften begangen. Das Entscheidende dabei war, nicht nur die Teams zufällig zusammenzuwürfeln, sondern auch, dass wir eine Reihe von Fragen zur Münchner Stadtbibliothek gestellt haben, etwa zur Zahl der Neuzugänge 2021 oder zur Länge der verlegten Kabel in einem Neubau. Da diese Zahlen kaum jemand im Kopf hat, mussten die Antworten also geraten werden – und so kamen die Führungskräfte ganz entspannt und spielerisch in die Diskussion über die Erfahrungen der Münchner Stadtbibliothek im vergangenen Jahr.
4. Lesekreis
Ein Klassiker, der selbstredend auch digital funktioniert und sich natürlich zudem auf die wichtigen Themen des Unternehmens oder der Institution konzentrieren kann – sei es, dass man Neuerscheiungen oder auch Klassiker über Diversität oder Partizipation liest und bespricht; sei es, dass man sich Büchern über Leadership und Unternehmenskultur widmet. Auch Lesekreise zu aktueller Belletristik sind freilich möglich, und vermutlich wird man in diesem Fall von der Vielfalt der Teilnehmenden am meisten überrascht sein.
5. Kaffeeküche
Der Verlust des Flurfunks ist zweifellos einer der schmerzlichsten, den Covid-19 zu verantworten hat. Aber was spricht eigentlich dagegen, eine digitale Kaffeeküche einzurichten? Mit Webex – dem Konferenztool der Münchner Stadtverwaltung und damit auch der Münchner Stadtbibliothek – geht das ganz unaufwändig, da alle Mitarbeitenden dort über einen eigenen Raum verfügen, den alle Kolleg*innen jederzeit betreten können. Man könnte also einfach allen Bescheid geben, sie mögen zum Kaffee vorbeikommen, wann auch immer das ist – und entweder, es ist dann jemand da oder nicht, eben ganz wie im realen Leben. Auch andere Tools wie wonder.me, spatial.io, HyHyve und ähnliches eignen sich dafür vermutlich gut.
Nun ist es an euch, das eine oder andere auszuprobieren. Oder habt ihr das womöglich bereits und wollt eure Erfahrungen teilen? Gibt es weitere Ideen, die in diese Liste gehörten? Dann verratet sie uns in den Kommentaren!